Der kurzgeschorene Ziergarten ist für den Igel kein Lebensraum. Doch selbst wer richtig gärtnert, muss manchmal mit dem Waschbären, dem natürlichen Feind des Igels, leben.
Die perfekte Igelunterkunft: Die Hattingerin Thekla Bieder gärtnert gern und unter besonderer Berücksichigung der heimischen Tiere und ihrer Bedürfnisse. Doch jetzt hat sie bereits zum zweiten Mal erleben müssen, dass ein Waschbär die Igeljungtiere aus dem Nest gefressen hat
Ist ein ordentlicher und aufgeräumter Garten heute ein Muss für jeden Gärtner?
Im Herbst, wenn „tonnenweise“ Laub zu Boden fällt, wird das Blattwerk als Müll betrachtet, den es zu entsorgen gilt. Dabei gibt es in der Natur keinen Abfall und viele kleine Insektenarten brauchen dieses Angebot, um überleben zu können. Auch der Igel kann in einem pedantisch aufgeräumten Garten nicht überleben.
Neben besonderen Bedingungen für den Winterschlaf haben Igel aber auch natürliche Feinde. Zu ihnen gehören der Uhu, aber auch Fuchs, Marder, Iltis, Dachs und der Waschbär. Sie zerstören auch Igelnester und fressen Baby- oder Jungigel. Das musste die Hattingerin Thekla Bieder jetzt ein zweites Mal erleben. Sie weiß dank der Nachtsichtkamera, dass es ein Waschbär war. In der Dämmerung kommen die hier in den dreißiger Jahren aus Amerika angesiedelten Tiere aus ihren Tagesverstecken in Baumhöhlen, alten Fuchsbauten und menschlichen Behausungen hervor und machen sich auf die Suche nach Nahrung. Der Waschbär frisst, was er finden kann. Er klettert, er schwimmt, und er findet viel. Natürliche Feinde hat er in Deutschland nicht. Mittlerweile ist er mit einem Bestand von geschätzt einer Million Tieren zu einer der schlimmsten invasiven Tieren Deutschlands geworden. Daran ändert auch sein putziges Aussehen nichts. In manchen Gegenden hat er den Singvogelbestand fast vernichtet – und auch Igel stehen eben auf seiner Speisekarte.
Populationsökologisch hat sich gezeigt, dass Bejagung oder Fang mit dem Ziel, die Populationsdichte zu reduzieren, oft ohne Erfolg bleibt: Waschbären können Populationsverluste problemlos durch eine vermehrte Fortpflanzungsrate ausgleichen.
Doch was kann der Hobbygärtner tun? Bewahren Sie Mülltonnen und Abfälle unzugänglich auf oder sichern Sie Behältnisse mit starken Spanngummis. Stellen Sie die Mülltonnen nach Möglichkeit mindestens einen halben Meter von Zäunen, Mauern und Zweigen entfernt auf. Gelbe Säcke sollten erst am Tag der Abholung morgens vor die Tür gestellt oder in verschließbaren Boxen aufbewahrt werden. Werfen Sie Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Brot und Obst nicht auf den Kompost. das alles kann nur das Risiko senken, nicht gänzlich verhindern. Übrigens: Auch eine spezielle Katzenklappe, die nur das eigene Tier durchlässt oder glatte Blechmanschetten über dem Fallrohr der Regenrinne an Häusern können helfen. Der Waschbär ist ein äußerst cleverer Räuber, der sich schon lange nicht mehr durch schwere Steine auf Mülltonnendeckel abhalten lässt.
Hilfe braucht auch der Igel: Bieten Sie in Ihrem Garten Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten wie niedriges Buschwerk, Laub- und Reisighaufen für Igel an. Schaffen Sie Überwinterungsquartiere, indem Sie ihm zum Beispiel ein Igelhäuschen bauen. Leider hilft auch das – wie in diesem Fall – nicht immer. „Für mich”, so Thekla Bieder, „ist der Waschbär keine heimische Tierart. Und was den Igel angeht – das finde ich einfach nur traurig.” anja