Das Interesse der Herbeder und Hevener an der Infoveranstaltung des Arbeitskreises Herbeder Brücken war sichtlich groß.
Alle Parkplätze vor Haus Herbede und alle Sitzplätze im Rittersaal waren bis auf den letzten Platz belegt. Über 100 Besucher waren neugierig, was sich seit der letzten Informationsveranstaltung des Arbeitskreises vor zwei Jahren getan hatte und wie sachkundige Bürger ihre Fragen beantworten würden.
Der Arbeitskreis, vertreten durch Dieter Boele, Dieter Philip Kawalek, Dr. Arne Meinshausen, Dr. Gabriele Voss und Michael Loeken startete den Info-Abend mit dem herzlichen Dank von Dr. Arne Meinshausen bei Gastgeber Markus Bürger, der extra für die Versammlung das Haus Herbede geöffnet hatte. Sein Dank ging aber auch an Straßen.NRW in Person von Thomas Schittkowski für die ausgesprochen konstruktive Zusammenarbeit.
Viel hängt von der Herbeder Brücke für die Menschen hinsichtlich Wohnort, Produktion, Handel, Dienstleistung und Freizeitaktivitäten sowie als Rettungsweg ab - bis zu 13.000 Pkw am Tag passieren das in die Jahre gekommene Bauwerk. Nicht mehr mitgerechnet werden braucht der Schwerlastverkehr, der schon seit längerem nicht mehr über die Brücke fahren darf. Zusätzliche Bedeutung hat die Brücke zudem als Verbindungsweg für die Lohmann GmbH auf der Lake-Insel, dem Mühlengraben und die Ruhrtalbahn, zu der Überlegungen über eine Aufnahme des Personenverkehrs laufen. Glück im Unglück: Steht die Brücke während eines Neubaus nicht zur Verfügung, hat Herbede glücklicherweise noch eine zweite Autobahnauffahrt. Allemal wird der Neubau der Brücke nach Einschätzung von Dr. Meinshausen „das größte Bauprojekt in Witten für die nächsten Jahre und Jahrzehnte werden.“
Brücke sollte ursprünglich vier Jahre gesperrt werden
Der Hausarzt hatte mit Bekanntwerden des Bauvorhabens 2018 gar nicht glauben wollen, dass die für den Neubau vorgesehene Sperrung vier Jahre betragen sollte. Dank eigener Vorschläge und Anregungen, aber auch „Rückenwind“ durch viertausend Unterschriften, konnte der umgehend ins Leben gerufene Arbeitskreis erreichen, dass sich die geplante Sperrung auf acht bis zwölf Monate verkürzt.
Wesentlich ist dabei der vom Arbeitskreis entwickelte Vorschlag eines „Abzweigs“ ins Ruhrtal, der auch die Zustimmung des Wittener Rates fand, wie Jens Sturm vom Planungsamt der Stadt Witten bestätigte, der in Vertretung von Baudezernent Stefan Rommelfanger an der Bürgerversammlung teilnahm. Allerdings müssten erst neue Haushaltsmittel für eine weitergehende Planung beantragt werden, deren Freigabe voraussichtlich ein Jahr braucht. Nach Einschätzung von Jens Sturm ist ein zähes Bebauungsplanverfahren zu erwarten, das jedoch voraussichtlich ab Anfang nächsten Jahres Fahrt aufnimmt. Ebenso bestätigte auch Thomas Schittkowski, dass Straßen.NRW hinter dem Vorschlag des Abzweigs stehe: Unter der Voraussetzung, dass demnächst die für die Baumaßnahme erforderlichen verschiedenen behördlichen Genehmigungen erteilt werden, könnte mit der ersten Bauphase auf der Hevener Seite in der zweiten Jahreshälfte 2024 begonnen werden.
Auf Hevener Seite bekämen die Autofahrer, so Stand der Planung, jeweils eine eigene Spur um einen Kreisvekehr herum von Witten kommend zur Autobahnauffahrt Heven sowie von Herbede kommend in Fahrtrichtung Witten. Nach wie vor planen die Verantwortlichen die Weiternutzung der alten Ruhrbrücke und der weniger bekannten Gemeindewegbrücke, während parallel schon die neue entsteht. Nur für den Bau der Omega-Brücke im Verbund der Ruhrbrücken müsste jetzt der Autoverkehr bis zu einem Jahr ruhen.
Neue Lakebrücke nur für Fußgänger, Inliner und Radfahrer
Bei Realisierung des „Abzweigs“ bräuchte dann aber die Lakebrücke als Neubau für die „nicht-motorisierte Nutzung“ sogar außerhalb der „Bestandslage“ weniger aufwändig ausfallen und nur noch eine Bauzeit von 18 Monaten beanspruchen. Gesucht wird noch nach einem geeigneten Architektenbüro, das die Planung übernehmen könnte. Viel diskutiert an dem Abend wurde auch das Thema „Rettungswege“, zumal ursprünglich die Lakebrücke für Rettungsfahrzeuge zur Verfügung stehen sollte. Dazu Straßen.NRW: „Eine Umleitung über eine Autobahn darf nicht als Rettungsweg ausgeschildert, aber genutzt werden.“
Erst gegen 21 Uhr verließen die ersten Teilnehmer die Versammlung – das Interesse an dem Champions League-Spiel des BVB hatte wohl das Brückenthema überholt. Eine halbe Stunde später konnte dann die Informations- und Diskussionsveranstaltung geschlossen werden. dx