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Hattingen

Amors Pfeil braucht Netz und WLAN, damit er treffen kann

Der Hattinger Journalist und Autor Stefan Melneczuk ist eigentlich im Thema Horror unterwegs. Sein neues Buch „Schatz gesucht” beschreibt die Welt des Online-Datings und liegt voll im Trend. Befeuert wird der digitale Beziehungsstart durch die Corona-Pandemie.

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Stefan Melneczuk wünscht sich für das neue Jahr eine Agentur, um sich ganz auf das Schreiben konzentrieren zu können.

„MEL 1970: Schatz gesucht! Liebe finden im 21. Jahrhundert“ heißt das neue Buch von Stefan Melneczuk. Geschrieben hat der Hattinger Jounalist es aus seinen Erlebnissen auf Dating-Portalen heraus. Obwohl er eigentlich eher in düsteren Geschichten unterwegs ist. Immerhin erblickte er am 31. Oktober 1970, also zu Halloween, das Licht der Welt. Doch mit dem neuen Werk trifft er den Nerv einer Zeit, in der persönliche Kontakte auf ein Minimum reduziert werden sollen.

Seit 1985 schreibt der Hattinger Journalist und frühere Redakteur seine eigenen Zeilen zu Büchern zusammen. Mit seinem Debütroman MARTERPFAHL, der im Herbst 2007 erschien und mehrere Auflagen erlebte, überzeugte er Mystery- und Krimifans in ganz Deutschland. Es folgten Werke wie RABENSTADT (2011), WALLENSTEIN (2014), THUNDER RISING (2017), Grusel-Short-Stories und... 2020 etwas total anderes.
Warum, zum Teufel, schreibt man als Gruselautor über die Liebe, die manchmal über Onlinewege zu einem kommt? „Auch in meiner Brust schlägt ein Herz. Und bei Tageslicht zerfalle ich ja nicht zu Staub“, lacht Melneczuk. Humor kann er eben auch.
Mit dem Thema liegt er total im Trend. Die Dating-Apps melden Rekorde in der Corona-Pandemie - sowohl was die Mitglieder angeht als auch was die Gesprächsdauer betrifft. Chat, Video- und Sprachanruffunktionen haben Konjunktur - obwohl die Corona-Pandemie bei den Recherchen von Stefan Melneczuk noch gar kein Thema war. Heute hat das rückwirkend fast hellseherische Fähigkeiten...
Was aber ist denn „Schatz gesucht“ nun genau? Zum einen ist es ein Ratgeber für alle, die für ihre Schatzsuche im Internet-Dschungel eine Orientierungskarte gebrauchen können. Zum anderen ist es ein Reisebericht aus einer ganz eigenen Welt, in der die unterschiedlichsten Menschen unterwegs sind. Es tue zwischendurch auch mal gut, einfach dazusitzen und Leute zu beobachten, schreibt Melneczuk. Das hat er gemacht. Beim Lesen entstehen die Bilder im Kopf ganz automatisch und nicht selten der Gedanke dazu „Das kenne ich“ oder „Das habe ich auch schon erlebt“. Das liegt wohl auch daran, dass Reaktionen von Menschen auf Probelesungen ebenso in dem Buch ihren Niederschlag finden als auch die Erfahrungen suchender Menschen im Netz nach der großen Liebe. Amors Pfeil hat ohne Netz und WLAN keine Chance.
Das Buch besteht aus verschiedenen Teilen: Liebe 4.0, Partnersuche online; Mission Doppelherz, Partnersuche offline; Landebahn in Sicht, Schatzsuche accomplished. Und wenn die Schatzsuche erfolgreich war, dann geht es erst richtig los.
Psychologen versuchen schon länger herauszufinden, wann ein Onlinedating erfolgreich ist. So soll ein Gruppenfoto neben einem normalen Profilfoto die Chancen pushen, weil es beim Betrachter den Eindruck eines sozialen Menschen vermittelt. Die Farbe rot beim Tragen von Kleid oder Pullover kommt ebenfalls gut an - allerdings nur in Verbindung mit einem freundlichen und offenen Lachen. Was den Text angeht: Kurz und knackig und im Inhalt etwas über sich selbst erzählen und erst dann auf das eingehen, was man sich vom anderen erwartet - das kommt am besten. Sagen jedenfalls die Forscher. Doch wer schnell, sicher und anonym unterwegs ist, der kann auch tun und lassen was er will. Im Netz kann man zwar den Traumpartner wie eine Küche konfigurieren und planen, die Realität hält damit nur selten Schritt. Die Erfahrung vieler Nutzer zeigt auch: Ähnlich wie mit einem tollen Job oder der traumhaften Wohnung, die man eben auch nicht auf die Schnelle um die Ecke findet, braucht es auch beim Onlinedating Geduld.
Das haben auch die Beobachtungen von Stefan Melneczuk ergeben. Es gibt eben auch im Netz ein Gegenüber, denen es an Lebensart fehlt und denen man den Begriff Netiquette buchstabieren muss.
Man solle seinem Gegenüber mit dem Respekt begegnen, den man auch selbst erfahren wolle, meint Melneczuk. Es helfe, sich vorher zu überlegen, was man wolle und was nicht. Sinnvoll sei auch eine gewisse eigene innere Stabiliät, denn Rückschläge oder gar Verletzendes gibt es natürlich auch online.
„MEL 1970: Schatz gesucht! Liebe finden im 21. Jahrhundert“, Hamburger Tredition Verlag, 200 Seiten, Taschenbuch (ISBN 978-3-347-04332-9) und Hardcover (ISBN 978-3-347-09891-6), E-Book (ISBN 978-3-347-04334-3).