Im Februar dieses Jahres musste die Feuerwehrwache Altstadt ihr Gebäude an der Hauptstraße 60/62 frei- und in das Gewerbegebiet Drei Könige umziehen. Nicht nur für die Feuerwehrleute begann damit eine neue Zeitrechnung, sondern auch für das 1929 gebaute Gebäude mit dem markanten Schlauch-Turm und der roten Backsteinfassade.
Henry Beierlorzer und Philip Asshauer: Die neue Alte Feuerwache an der Hauptstraße 60 soll nach dem Umbau ein Ort für kooperatives Arbeiten, nachbarschaftliche Begegnung und junges
Wohnen werden.
Übergegangen ist der Gebäudekomplex in die Hände von Philip Asshauer, Arne und Henry Beierlorzer und Gabriele Heidner, die sich als Investoren unter der Firma „Alte Feuerwache Witten eGBR“ zusammengefunden hatten. Wie sie auf die Idee gekommen sind, sich um das Projekt zu bewerben? Dazu Henry Beierlorzer: „Gabriele Heidner, Philip Asshauer und ich kannten uns schon von mehreren anderen Projekten, z. B. der Ko-Fabrik in Bochum, und wollten unsere Erfahrung und auch Leidenschaft in unsere Heimatstadt Witten einbringen. Bei der Feuerwache haben wir sofort viele Analogien gesehen.“ Ihr erklärtes Ziel: die Bestandsgebäude zu sanieren und bis 2027 daraus ein kleines Quartier für kooperatives Arbeiten, nachbarschaftliche Begegnung und junges Wohnen zu entwickeln. Mit Sachverstand und Herzblut ging es ans Werk. Nach mehrmonatiger Umbauzeit ist deutlich zu erkennen, dass aus der Feuerwache nach dem Umbau kein „Haus von der Stange“ wird.
Kein Denkmalschutz, aber zurückgebaut
Die Frage, ob das Gebäude unter Denkmalschutz stand, verneint Henry Beierlorzer: „Aber eigentlich haben wir Denkmalpflege betrieben, weil wir alles, was im Laufe der Jahre hinzugefügt wurde, wieder zurückgebaut haben.“ Der Turm wurde 1929 zusammen mit den Mannschaftsräumen gebaut und in den 60er Jahren aufgestockt. Als Erinnerung an die lange Feuerwehrvergangenheit des Gebäudes bleibt deshalb auch der Schlauch-Turm erhalten. Um den Blick hoch in den Turm zu ermöglichen wird noch eine Glasplatte in die Decke des Erdgeschosses eingebaut.
Garagentore gegen Spende abzugeben
Damit die einzelnen Räume genug Licht bekommen, sollten sechs der acht Garagentore gegen ein Glastürelemente getauscht werden. Doch was tun mit gebrauchten Toren? Henry Beierlorzer: „Wir haben die Tore kurzerhand auf Ebay gegen eine Spende für den Kinderschutzbund, der sich in der Nachbarschaft befindet, angeboten und einen Interessenten sogar aus Witten gefunden. Über mehrere Tage wurde dann jeweils ein Tor ausgebaut und quasi eine Stunde später eine Glasfront eingesetzt. Die Spende in Höhe von 1600 € haben wir noch mal verdoppelt.“
Altes Verwaltungsgebäude heißt jetzt „Starterhaus“
Seit August ist das Starterhaus, das ehemalige Verwaltungsgebäude an der Hauptstraße 62, wieder belebt durch junge Unternehmen und Freiberufler aus Handwerk, Grafik, Fotografie, Design, Kommunikation, Musikvertrieb, Beratung und Coaching mit rund 25 Arbeitsplätzen. „Wir legen sehr viel Wert auf Gemeinschaft, z. B. in Form einer gemeinsamen Küche und Seminarräumen, damit die Leute miteinander kooperieren. Es soll ein offenes Haus werden.“
Das Gebäude ist jetzt von innen komplett wärmegedämmt, eine neue Heizungsanlage mit Wärmepumpe eingebaut. Rund um den Feuerwehrturm im Hof ist eine Schreinerei eingezogen, deren Wände statt mit den üblichen Rigipsplatten mit Holzbrettern verkleidet wurden, um den Charakter einer Schreinerei zu verstärken. Es duftet nach Holz.
Philip Asshauer zeigt sich mit dem Fortschritt der Umbauten sehr zufrieden: „Mitte Februar haben wir das Gebäude übernommen und sind jetzt schon so weit, dass wir alle Flächen im Starterhaus bis auf eine Einheit belegt haben. Anfang nächsten Jahres kommt eine Ballettschule hinzu und füllt weitere 125qm.“
Kleiner Quartiersplatz geplant
Hinzu kommen soll noch eine Bebauung mit 26 Studentenbuden für Wohngemeinschaften von zwei bis drei Personen direkt gegenüber der alten Feuerwache. Doch das gemeinsame Projekt endet nicht an der Grundstücksgrenze: „Wir möchten gerne auch in die Nachbarschaft ausstrahlen.“ Kurzerhand öffneten die neuen Eigentümer die Zuwegung zur Konrad-Adenauer-Straße, an der unmittelbar auch der Kinderschutzbund seinen Standort hat. Der Hof zwischen dem Wohnkomplex und der Feuerwache mit der Öffnung Richtung Kinderschutzbund soll sich nach den Vorstellungen der Investoren zu einem Quartiersplatz entwickeln. Henry Beierlorzer: „Die Einweihungsfeier fand zwar schon Ende Oktober statt, aber die überlegen, im nächsten Jahr ein Frühlingsfest zu veranstalten.“ dx