Witten kann auf eine jahrhundertealte Geschichte zurückblicken: Herbede wird in den Annalen erstmals 851, Witten selbst 1214 erwähnt. Nicht wenige historische Gebäude Wittens sind als denkmalgeschützte Bauwerke und Bodendenkmäler in der Denkmalliste der Stadt Witten verzeichnet. IMAGE möchte Ihnen einige davon in loser Folge vorstellen. Heute nehmen wir den Bahnhof Bommern-Tal in den Blick. Das Denkmal „Auf dem Brenschen 5“ nimmt seit dem 10.01.1990 Platz 203 in der Wittener Liste der Baudenkmäler ein.
Heutzutage eine Kindertagesstätte entstand das Haus 1923 als neues Bahnhofsgebäude in Bommern. Seit 1990 steht der ehemalige Bahnhof unter
Denkmalschutz.
Weiter Weg zum Bahnhof verkürzte sich
Es überrascht vielleicht, aber der im Jahre 1923 erbaute Bahnhof von Bommern war bereits der zweite, der in diesem Ortsteil die ankommenden und abfahrenden Bahngäste aufnahm. Mit den Anfängen des Ruhrkohlebergbaus hatte auch die Wirtschaftsgeschichte von Bommern begonnen. Der Kohleabbau war durch die relativ komfortable Lage der Kohleflöze anfangs im Stollenbau möglich, später überwiegend nur im Tiefbau. Durch die 1866 mit einer Konzession versehenen Ruhrtalbahn hatte Bommern Anschluss an eine wichtige Verkehrsader im Herzen des Reviers gefunden. Der ursprüngliche Bahnhof der Ruhrtalbahn lag jedoch mit Rücksicht auf die Zeche Nachtigall und den vielen Bergleuten gegenüber von Schloss Steinhausen. Die Bevölkerung von Bommern hatte so also erst mal einen weiten Weg zu ihrem Bahnhof, bevor es mit der Eisenbahn weiterging. Nach Überwindung von großen Schwierigkeiten fiel eines Tages dann die Entscheidung, in Bommern einen zweiten, für die Bevölkerung verkehrsgünstiger gelegenen Bahnhof zu errichten. Der alte Bahnhof Steinhausen wurde anschließend geschlossen, der neue entstand „Auf dem Brenschen 5“.
Großzügiger Eingangsbereich zum Schalter
Das heute noch erhaltene Gebäude entstand 1923 als Nachfolgebau des seinerzeit errichten Empfangsgebäudes und ist weitgehend unverändert erhalten geblieben. Es entsprach dem Zeitgeschmack des gehobenen Bürgertums der 1920er Jahre, nicht zuletzt, um eine Form von Selbstdarstellung zu erreichen. Das Bahngebäude in Bommern besteht aus einem eingeschossigen Gebäude mit schiefergedecktem Mansarddach. Der rechteckige Baukörper wird an der Eingangsseite von einem eineinhalbgeschossigen, ebenfalls rechteckigen Vorbau gegliedert. Auf der gegenüberliegenden Seite entstand ein eingeschossiger Anbau. Dadurch ergaben sich unterschiedliche Traufhöhen und eine reichgestaltete Dachlandschaft, wie in der Akte der Unteren Denkmalbehörde nachgelesen werden kann. Die Mansarddächer erhalten ihr Licht über Einzelgauben. Auf der Gleisseite fällt es dagegen über eine größere dreiteilige Gaube ein. Alle Gauben haben hohe Satteldächer mit entsprechend verbretterten und verschieferten Giebeldreiecken. Das Erdgeschoss besitzt überwiegend hohe, rundbogige Sprossenfenster und Türöffnungen.
Zur damaligen Zeit öffnete sich den Gästen zur Straßenseite hin ein großzügiger Eingangsbereich zur Schalterhalle. In ihr befanden sich Fahrkarten- und Gepäckschalter sowie ein Wartesaal. Im Obergeschoss waren Dienstwohnungen eingerichtet. Heute wird das Empfangsgebäude von einer sozialen Einrichtung genutzt.
Beleg für die Entwicklung der Eisenbahn
Ausschlaggebend für die Unterstellung unter den Denkmalschutz 1990 war, dass das Gebäude bedeutend für die Geschichte des Menschen ist. Der Bommeraner Bahnhof steht für die Entwicklung der Eisenbahn vor dem Hintergrund, dass sich das Eisenbahnnetz im westfälischen Industriegebiet weitgehend in einer Wechselbeziehung von Wirtschaftsexpansion und Verkaufsaufkommen vollzog. Der Bommeraner Bahnhof dokumentiert dabei als Teil der Eisenbahngeschichte in Westfalen die Lösung einer besonderen Bauaufgabe in der Bahnhofsarchitektur nach dem 1. Weltkrieg. Nicht zuletzt legt das Empfangsgebäude Zeugnis für die verkehrs-, wirtschafts- und sozialgeschichtliche Entwicklung der Stadt sowie der Region ab. Von Matthias Dix