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Gesundheit

Alles auf Anfang - reizt den Menschen das Neue?

Nichts ist so spannend und bewegt den Menschen so sehr wie sein eigenes Verhalten und das seiner Mitmenschen. Auch in diesem Jahr greift IMAGE gemeinsam mit Dr. med. Willi Martmöller, Facharzt für Allgemeinmedizin, Psychotherapie (Tiefenpsychologie) in unserer Serie „Wie tickt der Mensch“ spannende Fragen auf und stellt verblüffende Antworten aus der Psychologie vor.

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„'Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne' - sagte Hermann Hesse. Einerseits begeistern sich Menschen für Neues. Das Unbekannte reizt sie. Andererseits erleben Menschen im Reiz eine Spannung, die sie ängstigt und zu Veränderung zwingen könnte. Das Sicherheitsbedürfnis ist ein existenzieller Wunsch des Menschen. Während die einen jeden Reiz auf seine Bedrohung überprüfen und sich vor Veränderungen fürchten, liegt für andere in dieser Spannung die Erwartungslust auf eine neue Befriedigung. So wie der Herzschlag Anspannung und Loslassen bedeutet, so gibt es zwischen dem Reiz des Neuen und seiner Befriedigung eine wechselseitige Beziehung“, erklärt Dr. Willi Martmöller.
„Die Empfänglichkeit für Reize ist bei Menschen unterschiedlich ausgeprägt - auch in Abhängigkeit vom Lebensalter. Der Reiz des Neuen fasziniert junge Menschen öfter als Menschen mit mehr Lebenserfahrung. Forscher gehen davon aus, dass mit den Lebensjahren die Reiztaktung langsamer wird: wir nehmen auch Wiederholungen als neue Erfahrung von etwas wahr, was wir aber eigentlich schon kennen.
Wer immer auf der Suche nach Neuem ist, wird in der Psychologie als Novelty Seeker (Neuheitssucher) bezeichnet. Sie besitzen oft einen niedrigeren Dopaminspiegel. Sehen wir zum Beispiel ein bislang unbekanntes Gesicht, sucht der Hippocampus – die Gedächtniszentrale im Kopf – zunächst nach Ähnlichem. Bei Fehlanzeige sendet er mittels des Botenstoffs Dopamin das Signal „Achtung, neu!“ an andere Gehirnareale. Verfügt ein Mensch über wenig Dopamin, ist er schneller von seiner Umgebung gelangweilt und strebt aktiv nach neuen Reizen. Dann kann diese dauerhafte Suche aber auch Suchtcharakter annehmen.
Der Reiz des Neuen ist ein grundsätzlicher Bestandteil unseres Lebens. Manchmal haben wir die Wahl, ob wir ihm erliegen WOLLEN. Möchten wir eingefahrene Straßen verlassen und Neues lernen, weil wir darin eine Chance sehen? Im Buch ,Neustart im Kopf‘ schreibt der Psychiater Norman Doidge über den 91jährigen Cellisten Pablo Casals. Auf die Frage ,Maestro, warum üben Sie noch?‘ antwortete dieser: ,Weil ich Fortschritte mache.‘
Manchmal müssen wir uns dem Neuen stellen - obwohl wir es NICHT WOLLEN. Das ist nach persönlichen Schicksalsschlägen oder Katastrophen (Kriege) der Fall. Wir werden gezwungen, uns der Veränderung zu stellen. Sonst ist ein Überleben nicht möglich. Menschen können sich nicht ,nicht verändern‘ - weil sich alles immer ändert. Einen Neustart erleben wir in jeder Minute unseres Lebens.“ anja