Schon seit 2007 steigt Alina Thyssen den Menschen aufs Dach: die 37-Jährige ist begeisterte Schornsteinfegerin und trägt mittlerweile als Meisterin ihres Fachs die Verantwortung für den Kehrbezirk 28 im Ennepe-Ruhr-Kreis. Angenehmer Nebeneffekt ihres Berufs: auch als Glücksbringerin ist sie immer wieder gefragt.
Ihr Beruf wurde Alina Thyssen quasi in die Wiege gelegt: bereits ihr Großvater und Vater übten das alte Handwerk aus. So war schon frühzeitig klar, in welche Richtung ihre berufliche Zukunft gehen würde. „Ich werde natürlich oft gefragt, wie ich als Frau diesen Beruf ergreifen konnte, aber meine Kindheit hat mich da sehr geprägt.“
Folgerichtig begann sie 2007 ihre Ausbildung, sogar im elterlichen Betrieb. „Nach Abschluss meiner Berufsausbildung war dann aber auch klar, dass ich mal andere Betriebe kennenlernen wollte.“ So lernte sie über verschiedene Arbeitgeber, u. a. bei Rudolf Willems, viele Dächer in ganz Witten, aber auch in Herne kennen. 2023 schloss sich der Kreis, als sie nach ihrer Schwangerschaft wieder bei Rudolf Willems einen Arbeitsvertrag unterschrieb. „Das war ein bisschen so wie zurückkommen.“
Mit Wechsel ihres Arbeitgebers in den wohlverdienten Ruhestand wurde sein Kehrbezirk frei, der sodann bundesweit ausgeschrieben wurde. Die Vergabe erfolgt nach einem Punkteverfahren, bei dem u. a. auch die Note der Meisterprüfung zählt und einem Bewerbungsgespräch. Alina Thyssen, mittlerweile Schornsteinfeger-Meisterin, ergriff die Chance und bewarb sich. „Meine Mitbewerber hatten jedoch deutlich weniger Punkte.“ Groß ihre Freude, als sie nach Abschluss des Verfahrens ihre Bestellungsurkunde für die nächsten sieben Jahre erhielt.
Große Veränderungen im Berufsbild
In der Berufswelt des klassischen Schornsteinfegers hat sich in den letzten Jahren viel geändert: Mittlerweile kümmern Schornsteinfeger sich nicht nur um Kaminreinigung und Heizungsanlagen, sondern führen Immissionsschutzmessungen durch und übernehmen viele Aufgaben als Energieberater und in der Brandschutztechnik. „Das Gebäudeenergiegesetz macht schon Sinn“, zeigt sich Alina Thyssen überzeugt, stellt aber auch immer wieder fest, dass die Menschen sich große Sorgen um die Zukunft ihrer Heizungsanlage machen. „Eigentlich werden wir gerne gesehen, weil wir das Gefühl hinterlassen, dass Heizung, Öfen und Kamin überprüft wurden. Wir sind so was wie der TÜV für die Heizung und stehen als Schornsteinfeger gerne als Ansprechpartner zur Verfügung.“ Ihr Tipp: „Die Leute sollten sich nicht verrückt machen lassen.“
Auch als Glücksbringerin gefragt
Zu den schönen Seiten ihres Berufs zählt Alina Thyssen zweifelsohne ihr Ruf als Glücksbringerin. „Ich werde oft von Menschen angesprochen, ob sie mal die Knöpfe an meiner Kluft drehen könnten, auf denen der heilige Florian als Schutzpatron abgebildet ist. Dies passiert vor allem an den Lotto-Tagen Mittwoch und Samstag. Und immer wieder mal werden wir Schornsteinfeger auch als Glücksbringer zu Hochzeiten und Trauungen eingeladen.“ Dass Schornsteinfegern der Ruf vorauseilt, Glück zu bringen, stammt schon aus dem Mittelalter: überall dort, wo sie die Kamine fegten, verringerte sich die Brandgefahr. dx