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1020 Kilometer mit dem Drahtesel in die Ewige Stadt

Hattingens Stadtarchivar Thomas Weiß und Sohn Benedikt: Sportliches „Genussradeln“ nach Rom.

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Im Herbst 1951 startete damals ein arbeitsloser Journalist in der Düsseldorfer Engelbertstraße mit einem Tourenrad aus Solinger Produktion und einem Budget von 3,80 Mark zu einer Reise um die Welt. Heinz Helfgen sollte zweieinhalb Jahre unterwegs sein. So viel Zeit hatten Hattingens Stadtarchivar Thomas Weiß und Sohn Benedikt, zukünftiger Lehrer, nicht. Es fährt aber trotzdem 2023 nicht jeder in 14 Tagen mit dem Fahrrad nach Rom.
Beide Herren sind leidenschaftliche Fahrradfahrer und es ist nicht die erste gemeinsame Tour. „Letztes Jahr waren wir in Schottland. Sehr schön, aber kalt und nass. Dieses Jahr wollten wir Sonne und Wärme“, sagt Thomas Weiß. Das haben sie bekommen und eine grandiose Landschaft dazu. Unterwegs als kleine Gruppe mit einem badenwürttembergischen Spezialanbieter, für den die sportliche Leistung vor zahlreichen Besichtigungsterminen steht. „Los ging es in Füssen. 1020 Kilometer und 9000 Höhenmeter lagen vor uns. Tirol, Südtirol, die Schweiz, der Gardasee, die Apennin-Hänge, Pisa und zum Schluss Rom - das war die Tour. Jeden Tag wurden etwa 100 Kilometer gefahren. Begleitet wurden wir von zwei Tourguides (einer davon übrigens aus Sprockhövel) und einem Bus, der das Gepäck und Reparatur- und Ersatzteile für die Räder transportierte“, erzählt Benedikt Weiß.
Während Hannibal als erster Mensch mit einem ganzen Heer und 39 Elefanten in 16 Tagen über die Alpen zog, waren Thomas und Benedikt Weiß Teil einer 25-köpfigen Gruppe, die 14 Tage bis Rom brauchte. Sie waren übrigens ohne E-Bikes unterwegs - ein Teil der Gruppe nicht. Über die wichtige Römerstraße Via Claudia Augusta und einer heute perfekten und oft asphaltierten Infrastruktur ging es gen Süden. „Die Radwege sind toll. Außerdem geht es nicht immer in kurzen Abständen rauf und runter, sondern man fährt lange Strecken rauf und dann runter oder auch mal lange geradeaus. Wesentlich entspannter als der permanente Wechsel, den wir hier oft erleben und den es auch in Schottland gab“, so Benedikt, der die Landschaft vor allem mit Musik im Ohr genossen hat. Für beide sollte und ist der Sport nicht zu kurz kommen. „Es war eine bewusst gesuchte sportliche Herausforderung“, so Thomas Weiß. „Das Radfahren stand im Mittelpunkt und das in einer unglaublich faszinierenden Landschaft, die man mit all ihren Düften erleben durfte.“ Natürlich soll dieses Erlebnis weitere nach sich ziehen. „Vielleicht mal den Jakobsweg oder den Mont Ventoux in der französischen Provence bezwingen“, überlegen die beiden. Hier gibt es sogar einen Club der Verrückten (Le Club des Cinglés): Die Befahrung des Mont Ventoux von drei verschiedenen Anfahrten an einem Tag. 4400 Höhenmeter an einem Tag. Wer so den Berg, der unvergesslich mit der Tour de France verbunden ist, bezwingt, wird in den Club aufgenommen. Aber es gibt auch noch andere Herausforderungen: beispielsweise von Alaska zum Panama-Kanal. 135 Tage unterwegs sein. „Die Unterlagen habe ich schon zuhause“, sagt Thomas Weiß. Das wäre allerdings eher ein Projekt für den Ruhestand. So ewig hin ist das aber auch nicht mehr. Die beiden nennen ihr römisches Fahrraderlebnis „Genussradeln“. Und meinen damit: Körperlich aktiv sein und geistig gechillt schöne Landschaften entdecken und durchfahren.

Die Fotos zeigen oben Benedikt und Thomas Weiß mit den Rädern auf dem Petersplatz, unten v.l.: Benedikt mit seinem Rennrad in der Wegfurche der Via Claudia Augusta, die beiden Radfahrer am Triumphbogen (Titusbogen) am Kolosseum in Rom und am schiefen Turm von Pisa. Schöne Radtouren daheim? Infos bei der Hattinger Ortsgruppe vom ADFC unter ennepe-ruhr.adfc.de/radtouren. anja