Unterbrechung wegen Brücken-Sanierung

Für große Verkehrsbehinderungen sorgt der Neubau der Bahnbrücke am Crengeldanz.

Die Eisenbahnbrücke zwischen der Bochumer Straße und der Haltestelle Crengeldanz in Witten spannt sich bereits seit rund 120 Jahren über den Straßen- und Straßenbahnverkehr der Bochumer Straße. Kurz vor ihrem Geburtstag wurden jetzt Ende November die 1905 errichteten alten Brückenträger ausgehoben. Ihre Aufgabe übernehmen nunmehr zwei Behelfsbrücken. Dafür wurden die BOGESTRA-Linien 309 und 310 unterbrochen.
Der Austausch der Brücke steht im unmittelbaren Zusammenhang mit umfassenden Sanierungsarbeiten an der am 26. Oktober 1860 durch die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft eröffneten Bahnstrecke von Witten Hbf. nach Langendreer. Im Zusammenhang mit den dafür durchgeführten Sondierungen stand zunächst die Brücke über die Sprockhöveler Straße, rund 200 Meter östlich von der Bochumer Straße, im Fokus. Dann stellte sich heraus, dass auch für die Brücke über die Bochumer Straße ein akuter Sanierungsbedarf bestand. Um den Verkehr auf der von Fern-, Regional- und Güterzügen stark frequentieren Hauptbahn nicht mehrfach unterbrechen bzw. umleiten zu müssen, entschied die Deutsche Bahn, beide Brücken durch Behelfsbrücken zu ersetzen.

Durchfahrt bis 20. Dezember voll gesperrt
Am 28. November 2025 informierte die Stadt Witten in einer Pressemitteilung, dass die Durchfahrt unter der DB-Brücke Bochumer Straße nunmehr bis zum 20. Dezember voll gesperrt ist. Am gleichen Tag wurden schon die alten Brückenträger entfernt und die vorbereitenden Maßnahmen zum Bau neuer Widerlager für die Behelfsbrücken begannen. Als Ersatz für die bisherige Eisenbrücke wurden zwei jeweils 14,94 Meter lange und 32,3 Tonnen schwere Brückenelemente eingebaut. Um sie einsetzen zu können, mussten neue Brückenlager aus Beton gegossen werden.
Fußgänger und Radfahrende können die Baustelle jedoch durch einen Schutztunnel passieren, der Autoverkehr muss die Baustelle umfahren. Die BOGESTRA hat für die Zeit der Baumaßnahme anstelle der Linien 309 und 310 einen Schienenersatzverkehr für das Wittener Streckenstück eingerichtet.

Straßenbahn fährt seit 1906
Für den Straßenbahnverkehr zwischen Bochum und Witten ist die Kreuzung mit der Eisenbahn zwischen der Bochumer Straße und Crengeldanz schon immer ein kritischer Punkt. Als die von Siemens & Halske im Auftrag der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG betriebenen Bochumer Strassenbahnen den Netzausbau von Laer nach Witten planten, untersagte die Königliche Eisenbahn-Direktion in Elberfeld der meterspurigen Straßenbahn jedoch die Kreuzung der Gleise der Bergisch-Märkischen Bahnstrecke. Zum Zeitpunkt der Eröffnung der 4,19 Kilometer langen Straßenbahnstrecke am 21. Dezember 1901 lag deren Endstelle deshalb in Höhe der damaligen Gastwirtschaft Karl Springborn an der Bochumer Straße 13. Um die Reise nach Witten fortzusetzen, mussten die Straßenbahnfahrgäste somit die Gleise der Eisenbahn zu Fuß überqueren. Nach langwierigen Verhandlungen einigten sich die Beteiligten auf den Bau einer elf Meter breiten Straßenunterführung mit 3,5 Metern Durchfahrtshöhe. Die Straßenbahnstrecke vom Crengeldanz nach Langendreer wurde 1951 eingestellt. Seit dem 1. September 1976 ist Heven Dorf die Endstelle der heute als 310 bezeichneten Stammlinie in Witten.

Lkws blieben immer wieder stecken
Die geringe Durchfahrtshöhe der Brücke am Crengeldanz sorgte über die 120 Jahre ihres Bestehens immer wieder für spektakuläre Unfälle – zumeist ausgelöst durch Lastwagenfahrer, die sich trotz Verbotsschildern und Warnbaken über alle Hinweise hinwegsetzten. Zuletzt kam es im November 2023 zu einem schweren Zwischenfall, als ein unter der Brücke steckengebliebener Lastwagen durch den Kontakt mit der Straßenbahnoberleitung Feuer fing.
Die historischen Brückenträger wurden unmittelbar nach ihrem Ausbau zur Zerlegung an einen Verwertungsbetrieb in Witten-Herbede übergeben. Wie lange die Behelfsbrücken in Witten im Einsatz sein werden, ist derzeit offen.

Matthias Dix/Ludwig Schönefeld