Logo
Superbanner 749 x 89 Pixel_Platzhalteranzeige.jpg
Natur & Garten

Nach „Urban Gardening“ kommt „Urban Chickening“

Das Jahr 2020 hat es mit sich gebracht, viele Gewohnheiten zu hinterfragen. Auch durch Corona ist die industrielle Tierhaltung bis hin zu Schlachtbetrieben ein großes Thema in diesem Jahr...

SON-Huehner.jpg

Es gibt Alternativen: Viele Menschen bauen im Sinne von neudeutsch „Urban Gardening“ bereits Gemüse im eigenen Garten oder auf dem Balkon an. Im letzten Jahr berichtete Image über den Trend, Bienenvölker in der Stadt aufzustellen. Neu ist die Idee, Hühner zu halten.
Idyllisches Gegacker im Garten, jeden Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei. Wer ein paar Dinge zu Haltung und rechtlichen Belangen beachtet, kann tatsächlich seinen Eierbedarf in kurzer Zeit als Selbstversorger decken. Und wem „Hühnerhaltung“ zu einfach klingt, kann das neue Hobby auch als „Urban Chickening“ verkaufen.
Eigene Hühner sind möglich, wenn...
Wichtig ist natürlich der richtige Platz für die Eierlieferanten – möglichst im eigenen Garten. Als Mieter eines Gartens bedarf es schon der Zustimmung des Vermieters, als Schrebergartenbesitzer lässt die Satzung des Kleingartenvereins meist keine Haltung von Federvieh zu.
Nicht erschrecken: auch zu einer Haltung von Kleintieren auf privatem Grund gibt es in Deutschland einige Regelungen, die sich unter anderem in § 14 der Baunutzungsverordnung findet. Da heißt es: „In einem Wohngebiet ist die Zulassung von Anlagen der Kleintierhaltung nur zulässig, soweit die Kleintierhaltung den Rahmen der für eine Wohnnutzung typischen Freizeitbetätigung nicht sprengt und auch nicht der Eigenart des Gebiets widerspricht.“ Die Stichworte „typische Freitzeitbetätigung“ und „Eigenart des Gebietes“ lassen verschiedene Deutungen zu, die im Zweifel von der Sichtweise des zuständigen Gerichts abhängen. Die maximal zulässige Größe einer Hühnerschar liegt als Richtwert im Schnitt bei zwanzig Hühnern. Als soziale Tiere sollten mindestens drei Hühner zusammen leben. Sie werden von gewerblichen Züchtern oder auf regionalen Geflügelmärkten meist unter 10 € zum Kauf angeboten.

Lieber erst den Nachbarn fragen
Einfacher ist es, das Gebot der Rücksichtnahme zu beachten und die Zustimmung der Nachbarn vorab einzuholen. Vielleicht hilft die Aussicht auf ein frisches Hühnerei ab und an von Zaun zu Zaun?
An seine Grenzen stößt der Langmut von Nachbarn aber oft, wenn ein Hahn Einzug in den Garten hält – wie eine Vielzahl von Gerichtsurteilen über eingeschränkte Krähzeiten belegt. Hennen gackern dagegen nur relativ leise, wenn sie ihre Eier legen – übrigens auch ohne Hahn. Die männliche Ausgabe ist nur bei dem Wunsch nach Nachkommen erforderlich. Die Hühner müssen – zu niedrigen Gebühren – bei der Tierseuchenkasse und beim Veterinäramt registriert werden und sollten regelmäßig geimpft werden.

Stall, Auslauf und Ernährung
Der verantwortungsvolle Hühnerhalter sollte natürlich darauf achten, dass der Hühnerstall einer artgerechten Haltung entspricht. Neben einer ausreichenden Belüftung freut sich jedes Huhn über mindestens 2,5 Quadratmeter Platz, jeder Zeit Trinkwasser und ein Nest, in die es ihre Eier legen kann. Für die private artgerechte Haltung sind die Werte nach oben offen. Zum Vergleich: für – in der Regel gewerbliche Betriebe – besagt die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, dass bis zu 18 Legehennen auf nur einem Quadratmeter gehalten werden dürfen.
Der Stall kann fest an einer Stelle stehen oder auch als kleiner mobiler Stall auf einer Wiese von Zeit zu Zeit versetzt werden. Im Handel werden sogar schallisolierte Ställe mit Lichtsensor oder Zeitschaltuhr und automatischem Türöffner angeboten. Mit dieser Technik werden die Nachbarn auch nicht um ihren wohlverdienten Schlaf gebracht.
Für den eingezäumten Freilauf wird je nach Größe des Huhns als Daumenwert 10 bis 20 Quadratmeter Fläche empfohlen. Das Federvieh freut sich, wenn auf dem Freilauf Sträucher stehen, um sich verstecken zu können und eine Kiste Sand, damit es sich beim Staubbad von Parasiten befreien kann.

Doch nicht jeden Tag ein Ei
Als Nahrung sind neben speziellem Hühnerfutter auch Gras, Gemüsereste und aufgeweichtes Brot willkommen. Hühner werden etwa fünf bis sieben Jahre alt, Legehennen sterben meistens früher. Letztere legen 280 bis 300 Eier im Jahr – meist aber auch nur über einen Zeitraum von rund zwei Jahren. Eierlegen erzeugt offensichtlich Stress.

Zurück